Vier Fragen an Manuela Weichelt
In der Diskussion um bezahlbares Wohneigentum wird zunehmend die Frage aufgeworfen, wie der Wohnraum langfristig gemeinnützig und spekulationsfrei bleiben kann. In einem kurzen Interview mit Manuela Weichelt, Nationalrätin Grüne, wird aufgezeigt, wie genossenschaftliches Wohnen und rechtliche Instrumente wie das Vorkaufsrecht für Gemeinden helfen könnten, dieser Herausforderung zu begegnen.
Die Studie «gemeinnütziges Wohneigentum» der HSLU geht davon aus, dass günstiges Wohneigentum praktisch nur über die Einschränkung der Eigentumsrechte realisierbar ist. Ist das tatsächlich der Königsweg?
Manuela Weichelt Das wichtigste Ziel ist, dass der Wohnraum langfristig gemeinnützig bleibt und nicht spekulativ weiterverkauft werden kann.
Können wir dem Streben nach Marktpreisen bei einem Verkauf oder einer Erbschaft etwas entgegensetzen?
Wir gelangen jetzt schon mit Informationskampagnen an private Liegenschaftsbesitzende und zeigen ihnen auf, welche Vorteile es hat, wenn sie an Genossenschaften verkaufen. Ein wichtiger Hebel wäre auch ein Vorkaufsrecht für Gemeinden, um Liegenschaften und Grundstücke der Spekulation zu entziehen.
Welche Ansätze sind vielversprechend, damit mehr Menschen in den eigenen vier Wänden leben können?
Genossenschaftliches Wohnen! Es ist eine Form des kollektiven (Mit-)Eigentums und bietet die Wohnsicherheit und den Gestaltungsspielraum von Eigentum. Auch Wohneigentum im Baurecht ist eine Möglichkeit.
Wo sehen Sie weiteren Handlungsbedarf?
Es braucht konkrete Massnahmen für mehr bezahlbaren Wohnraum, zum Beispiel den Ausbau des Fonds de Roulement, der sich für den gemeinnützigen Wohnungsbau sehr bewährt hat. Bei Mehrausnützungen, also Verdichtungsprojekten, sollte ein Mindestanteil an gemeinnützigen Wohnungen vorgeschrieben sein. Und neben dem schon genannten Vorkaufsrecht für Gemeinden wäre auch ein Wohnbaufonds wichtig, der gemeinnützigen Wohnbauträgern den Erwerb von Liegenschaften erleichtert.