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Umgang mit Haushaltshilfen in der Coronakrise: Jetzt Verantwortung wahrnehmen

  Mi, 18.03.2020

Unter der Stilllegung der Gesellschaft in der derzeitigen Coronakrise leiden viele. Besonders hart trifft der Lockdown die Reinigungskräfte und andere Haushaltshilfen – seien sie nun bei einer Firma oder privat angestellt. VPOD-Zentralsekretärin Natascha Wey appelliert an die persönliche und gesellschaftliche Verantwortung.

Natascha Wey, viele unserer Mitglieder sind derzeit ratlos, wie sie korrekt mit Haushaltshilfen umgehen. Was raten Sie?

Der verordnete Stillstand trifft diese Menschen mit voller Härte. Sie sind oft im Stundenlohn angestellt und diese Stunden fallen jetzt häufig gänzlich aus. Das wird nicht selten zu einer prekären persönlichen Situation führen. Heute heisst es, Verantwortung zu übernehmen. Auch persönliche Verantwortung.

Was raten Sie privaten WohneigentümerInnen, die eine Haushaltshilfe oder eine Reinigungskraft beschäftigen?

Zunächst geht es um den gegenseitigen gesundheitlichen Schutz. Das Reinigungspersonal ist geschult und wird die vom BAG vorgeschriebenen Hygienevorschriften einhalten.

Stand heute darf das Reinigungspersonal arbeiten. Es ist also den EigentümerInnen überlassen, ob sie die Reinigung in der jetzigen Situation durchführen lassen wollen oder nicht. Gerade für Türklinken, Treppenhäuser und Räume, in denen mehrere Menschen ein- und ausgehen ist das momentan sicher sinnvoll.

«Wenn Sie auf die Reinigung verzichten, sollten Sie sich überlegen, ob es allenfalls drin liegt, den Lohn trotz ausgefallener Stunden zu bezahlen. Das wäre eine Geste.»

Die EigentümerInnen sind aber auch ArbeitgeberInnen, die jetzt ganz besonders in der Verantwortung stehen. Wenn sie auf die Reinigung verzichten, sollten sie sich überlegen, ob es allenfalls drin liegt, den Lohn trotz ausgefallener Stunden zu bezahlen. Das wäre doch eine wertvolle Geste. Etwa gegenüber der Reinigungsfrau, die ihnen sonst jede Woche das WC sauber macht.

Was geschieht jetzt mit jenen, die immer noch schwarz angestellt sind und den Haushalt unversichert reinigen?

Dort wird es extrem schwierig. Diese Menschen fallen in der Krise als erste durch alle Netze und prekäre Lagen sind programmiert. Ich denke aber: wer ohne Skrupel Menschen schwarz beschäftigt, weil ihn die Sozialabgaben reuen, der wird sich wohl auch in einer Pandemiephase nicht um das Wohlergehen seines Reinigungspersonals kümmern.

Welche Empfehlungen richten Sie an VermieterInnen und Immobilienverwaltungen?

Die Situation ist da etwas anders als im Privathaushalt. Vielfach wird die Reinigung von einem Hauswart oder einem Einmann- oder Einfraubetrieb erledigt, der meist einen Arbeitsvertrag mit vereinbartem Lohn und Pensum hat.

In vielen Miethäusern sind aber auch Reinigungsinstitute angestellt, welche dem allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsvertrag verpflichtet sind. Damit sollten die Löhne und deren Fortzahlung geregelt sein. In einer wirtschaftlich derart schwierigen Situation, kommt das Personal oft trotzdem unter die Räder. Wenn Betriebe Konkurs anmelden müssen, ist die Lohnfortzahlung eine Frage der Liquidität, auch wenn sie theoretisch geschuldet ist.

Wichtig ist daher, dass während einer Krise nicht in der Nervosität die Verträge mit solchen Firmen gekündigt werden. Das würde sich sofort auf die Reinigungskräfte auswirken. Sie sind quasi das letzte Glied in einer Kette und würden im Prekariat enden.

Der Autor

Andreas Käsermann

Andreas Käsermann
Journalist

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