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Schweizer Klimaziele – Lösungen sind vorhanden.

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  Do., 20.11.2025

Die gute Nachricht: Die Schweiz kann ihre Klimaziele noch erreichen – wenn sie jetzt bestehende Lösungen rasch umsetzt. Besonders der Gebäudebereich ist ein zentraler Hebel.

Der Klima-Masterplan der Klima-Allianz Schweiz macht unmissverständlich klar, welche Priorität der Klimaschutz angesichts der wissenschaftlichen Erkenntnisse haben muss: Er ist überlebenswichtig.

Mit dem Pariser Abkommen hat sich auch die Schweiz verpflichtet, ihr Potenzial für den Klimaschutz konsequent zu nutzen. Dazu gehört, sofort zu handeln und neben Massnahmen im Inland auch Transformationen im Ausland zu unterstützen – ohne die eigenen Ambitionen zu schwächen. Zudem muss die Schweiz ärmeren Ländern bei ihrer Transformation helfen, was die Wirkung vervielfacht.

Die Schweizer Wirtschaft, der Finanzplatz und der Rohstoffhandel, der Konsum und die global vernetzte Wirtschaft verursachen Gigatonnen an CO2-Äquivalenten. Gemessen daran, gehört die Schweiz zu den Top-10-Staaten weltweit, was ihre Verantwortung betrifft. Sie hat also nicht nur eine Pflicht, sondern auch die Möglichkeit, entscheidend zur Begrenzung der Klimakrise beizutragen.

Fossilfreie Häuser bis 2035

Für Gebäude bedeutet die Transition vor allem den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen (also Öl- und Gasheizungen). Dieser Umbau soll so rasch vorangetrieben werden, dass bis 2035 weitgehend alle fossilen Anlagen ersetzt werden. Je nach Standort wird das durch den Ausbau von Fernwärmenetzen oder durch den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen erreicht. Solarthermie und in einigen Fällen Holzheizungen ergänzen den Energiemix. Die wenigen verbleibenden Öl- und Gasheizungen werden künftig mit erneuerbaren, wenn auch meist teureren, klimafreundlichen Brennstoffen betrieben.

Die gesetzlichen Grundlagen dafür sind längst vorhanden: Die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) verlangen zum Beispiel seit August 2024, dass Neubauten und auch der Ersatz bestehender Heizungen mit erneuerbaren Heizsystemen erfolgen. Die Kantone sind verpflichtet, die verbindlichen Basismodule der MuKEn bis spätestens 2026 in ihre Energiegesetze zu übernehmen. Einige Kantone tun dies bereits, aber viele sind noch weit davon entfernt.

Hindernisse für Netto-Null im Gebäudebereich

Warum verläuft die Transition zur Zeit nur schleppend? Der Wohnungsmarkt ist kaum auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, die Wohnfläche pro Person wächst stetig, was Energiebedarf und Emissionen erhöht und Wohnraum verknappt. Pensionskassen investieren lieber in Neubauten statt in energetische Sanierungen. Bau- und Zonenordnungen fördern Ersatzneubauten, obwohl diese meist klimaschädlicher sind als Umbauten.

Zudem schrecken hohe Anfangskosten, lange Lebensdauer fossiler Heizungen und fehlende Anreize Investitionen ab. Besonders im Mietwohnungsmarkt fehlen klare Anreize: Vermieter*innen tragen die Investitionskosten für energetische Verbesserungen, während die Einsparungen hauptsächlich den Mieter*innen zugutekommen. Gleichzeitig bremst ein Mangel an Fachkräften im Bau- und Installationsgewerbe die Umrüstung. Der typisch schweizerische Flickenteppich an kantonalen Vorschriften macht das Ganze nicht einfacher.

Lösungen existieren

Dabei existieren längst ausgereifte, wirtschaftlich attraktive Lösungen wie Wärmepumpen, Fernwärme und Solarthermie. Die Herausforderung besteht nun darin, die rechtlichen, wirtschaftlichen und praktischen Hindernisse konsequent abzubauen, damit diese klimafreundlichen Heizsysteme flächendeckend eingesetzt werden können.

Fokus auf Sanierung und zirkuläre Lösungen

Umbauten und Weiterentwicklungen müssen ab jetzt klar Vorrang vor Neubauten haben. Abriss und Neubau verursachen oft viel mehr Emissionen, vor allem durch Zement und Stahl. Wenn dagegen ein Haus erhalten und modernisiert wird, spart das nicht nur Ressourcen, sondern schützt auch den Ortscharakter und vermeidet zusätzlichen Flächenverbrauch.

Gerade ungedämmte Altbauten bieten enormes Potenzial für energetische Modernisierung: Fassaden-, Dach- und Kellerdeckendämmungen sowie neue Fenster können den Wärmebedarf oft halbieren. So sinken Energieverbrauch und Kosten, gleichzeitig werden auch die sogenannten grauen Emissionen reduziert: jene CO₂-Emissionen, die bei der Herstellung, dem Transport und der Entsorgung von Baumaterialien entstehen. Nachwachsende Dämmstoffe wie Holzfasern oder Stroh speichern CO₂.

Auch beim Neubau sollen Bauteile und Materialien möglichst wiederverwendet werden. Unterkellerungen, besonders für Garagen, sollten nicht länger Standard sein. Balken, Fenster oder Treppen können aufgearbeitet und erneut verbaut werden. So wird Wiederverwendung von der Ausnahme zur Regel und zu einem Grundprinzip der Bauwirtschaft.

Casafair hat sich bei der Vernehmlassung des Klima- Masterplans eingebracht und unterstützt die Massnahmen vollumfänglich.

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Konkrete Massnahmen im Gebäudebereich

Um die Transformation im Gebäudebereich zu ermöglichen, sind schnelle Anpassungen der nationalen und kantonalen Rahmenbedingungen erforderlich. Dazu gehören zeitlich befristete Förderprogramme und Bürgschaften, die einen erleichterten Zugang zu Darlehen ermöglichen und somit den Wechsel von Heizsystemen und die Dämmung schlecht gedämmter Gebäude attraktiv, sozialverträglich und möglich machen.

Auch dem Fachkräftemangel muss entgegengewirkt werden, zum Beispiel, indem Baufachleute in einem Impulsprogramm vom Neubau auf Gebäudesanierung und Heizungsaustausch umgeschult werden. Als weitere konkrete Massnahmen schlägt der Klima-Masterplan vor:

  • CO2-Grenzwerte für Lebenszyklusemissionen bei Neubauten und grösseren Sanierungen in Verbindung mit einem Absenkpfad schaffen Markt und Nachfrage für klimafreundliche Baustoffe und Bauprozesse und fördern die Kreislaufwirtschaft (analog zu Dänemark oder Frankreich). • Fossile Heizungen, die über 25 Jahre alt sind, müssen bis 2028 ersetzt werden, über 20-jährige bis 2030 und so weiter; ab 2035 darf keine Heizung mehr fossil betrieben werden. • Für schlecht gedämmte Gebäude wird eine schrittweise Sanierungspflicht eingeführt. Das Nebenkostenreglement wird angepasst, sodass bei schlecht gedämmten Gebäuden die Hauseigentümerschaft einen Teil der Nebenkosten oder die CO2-Abgabe übernimmt.
  • Die Betriebsoptimierung der Haustechnik wird Pflicht und kann entweder im fixen Zyklus (analog zur heutigen Emissionsprüfung) erfolgen oder durch ferngemessene Energieverbrauchsdaten ausgelöst werden.
  • Umzugswillige haben Vorrecht auf kleinere Wohnungen zu Bestandsmieten (statt Marktmieten) sowie fachliche/ bauliche Unterstützung beim Umbau von Einfamilienhäusern zu Gebäuden für Wohngemeinschaften sowie zu Mehrgenerationenhaushalten mit ausreichender Privatsphäre.
  • Leerkündigungen bei rein energetischen Sanierungen sind unnötig und wegen der der Gefahr einer Umstellung von Bestandes auf Marktmieten unzulässig.

 

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Casafair ist Teil der wachsenden Klima-Allianz

Die Klima-Allianz Schweiz mit ihren über 150 engagierten Organisationen ist eine wachsende Koalition, die sich seit zwanzig Jahren dafür einsetzt, dass das Klima in der Politik und der Gesellschaft zu einer Priorität wird. Neben Klima- und Naturschutzorganisationen umfasst die Allianz auch Organisationen aus Bereichen wie Entwicklungszusammenarbeit, Gewerkschaften, Wirtschaft und Religion.

«Als Stimme der verantwortungsvollen Wohneigentümer* innen engagieren wir uns für die Energiewende, Netto-Null und Klimaschutz. Am wirkungsvollsten gemeinsam in der Klima-Allianz.» Kathy Steiner.

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