Eine Photovoltaik-Anlage ist eine grossartige Sache. Die positive Ökobilanz, die geringen Kosten: Eine klimafreundlichere und effizientere Art der Stromerzeugung gibt es kaum. Aber was passiert mit PV-Modulen, wenn sie defekt sind und man sie entsorgen muss?
Wer sich schon einmal mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) beschäftigt hat, hat sich vermutlich Fragen wie diese gestellt: Was passiert mit alten Solarmodulen am Ende ihrer Lebensdauer? Aus welchen Materialien bestehen sie? Können einzelne Bestandteile wiederverwendet werden? Und nicht zuletzt: Was kostet das Ganze?
Grenzüberschreitendes Know-how
Wenn eine PV-Anlage nach rund 25 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, wird sie zuerst von einer Fachperson abgebaut. Danach werden die PV-Module abgeholt, zum Sammelplatz gebracht und anschliessend zu einem spezialisierten Photovoltaik-Recycler transportiert. Da für die Verarbeitung von PV-Modulen spezielle Maschinen benötigt werden, arbeitet die Schweiz hier mit erfahrenen Fachbetrieben aus dem grenznahen Europa zusammen. In der Schweiz fallen aktuell (noch) zu geringe Mengen an, um den Betrieb einer solchen Anlage wirtschaftlich zu machen.
Wertstoffe wiederverwenden
Im Gegensatz zu manchen Elektrogeräten wie beispielsweise Kühlschränken steht beim Recycling von PV-Modulen nicht die Entsorgung umweltschädlicher Substanzen im Vordergrund. Solarpanels enthalten mehrheitlich keine Schadstoffe. Stattdessen liegt der Fokus auf der Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe.
Die meisten in der Schweiz genutzten PV-Module sind kristalline Silizium-Module, die zu neunzig Prozent aus Glas bestehen. Weitere Bestandteile sind Silizium-Wafer (auf Siliziumdioxid- Basis), Verbundfolien, Metall und manchmal eine Rückseitenfolie. Dank moderner Recyclingtechnologien können über 75 Prozent eines PV-Moduls wiederverwertet werden.
Das recycelte Glas und die Silizium-Wafer werden unter anderem zur Produktion von Glaswolle als Baustoff genutzt. Die Verbundfolie wird verbrannt, um Energie für das Stromnetz oder Wärme für die Zementherstellung zu erzeugen. Metalle werden extrahiert und an Schmelzwerke in Europa weitergegeben.
Gesicherte Finanzierung
Das Recyclingsystem von SENS eRecycling wird durch einen vorgezogenen Recyclingbeitrag (vRB) finanziert. Diese ist im Kaufpreis eines PV-Moduls enthalten, wenn das PV-Modul von einem dem SENS-Netzwerk angeschlossenen Unternehmen stammt. Die Recyclingbeiträge aller verkauften Solarpanels fliessen in einen Fonds, der von SENS eRecycling verwaltet wird. Aus diesem Fonds wird der gesamte Recyclingprozess finanziert – von der Abholung der PV-Module über den Transport bis hin zur fachgerechten Entsorgung durch spezialisierte Recyclingunternehmen. SENS eRecycling und Swissolar, erfolgreiche Zusammenarbeit seit 2013
Um den Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz möglichst ökologisch zu gestalten, hat sich Swissolar, der Schweizerische Branchenverband für Sonnenenergie, bereits 2013 freiwillig dem Recycling-System von SENS eRecycling angeschlossen. Anders als in der EU gab es in der Schweiz bis 2023 keine gesetzliche Pflicht zum Recycling von PV-Modulen. Diese wurde nun mit der revidierten Verordnung über die Rückgabe, Rücknahme und Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG) eingeführt.
Steigender Rücklauf, steigende Herausforderungen
Im Jahr 2023 wurden rund 760 Tonnen PV-Module umweltgerecht entsorgt. Aufgrund des starken Ausbaus der Solarenergie in der Schweiz wird mit einer deutlichen Steigerung des Rücklaufs gerechnet. Das Schweizer Recyclingsystem ist gut darauf vorbereitet. Dennoch birgt das sogenannte Downcycling – also die Verminderung der ursprünglichen Wertigkeit von Materialien – Herausforderungen. So wird beispielsweise das Silizium aus PV-Modulen für Glaswolle verwendet, jedoch nicht für neue Solarpanels.
Um die Kreislaufwirtschaft in der Solarbranche weiter zu stärken, arbeiten SENS eRecycling, Swissolar, die Berner Fachhochschule und Partner aus der Schweizer PV-Industrie zusammen. Geplant ist, den bestehenden Recyclingprozess durch ein Testverfahren zur Wiederverwendung zu ergänzen. Fachleute schätzen, dass etwa die Hälfte der jährlich ausrangierten PV-Module noch ausreichend Leistung aufweist, um als Secondhand-Module weiterverwendet zu werden.
Zentral für dieses Vorhaben ist die Entwicklung eines digitalen Passes, der Informationen zur Herstellung, zu Reparaturen und zur aktuellen Leistung eines PV-Moduls speichert. Auf dieser Basis wird entschieden, ob ein Modul recycelt oder mit einem Label versehen und auf dem Secondhand- Markt verkauft werden soll.
SENS eRecycling
Als Expertin für die nachhaltige Wiederverwertung von ausgedienten Elektro- und Elektronikgeräten in und um das Haus, von Leuchtmitteln und Leuchten, Photovoltaik- Systemen, Wärmepumpen, E-Zigaretten sowie Fahrzeug- und Industriebatterien trägt die Stiftung SENS entscheidend dazu bei, zukunftsweisende Massstäbe im eRecycling zu setzen. Sie schont Ressourcen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Mehr Informationen unter www.eRecycling.ch
Swissolar
Swissolar ist der Schweizerische Branchenverband für Sonnenenergie. Er vertritt die Interessen von rund 1300 Verbandsmitgliedern mit über 10 000 Arbeitsplätzen in der Öffentlichkeit, der Politik und gegenüber den regulierenden Behörden. Der Verband setzt sich für eine Energieversorgung ohne den Einsatz fossiler oder nuklearer Energieträger ein, bei der die Solarenergie zur zweiten tragenden Säule neben der Wasserkraft wird.