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Der Hausverein Schweiz heisst neu Casafair. Welche Verantwortung Hauseigentum mit sich bringt, welches Potenzial an Wohnraum privates Eigentum bietet und was beachtet werden muss, dass alle davon profitieren können, darüber spricht Andreas Edelmann, Co-Präsident von Casafair Zürich im Gespräch mit Zara Zatti.

Seit letzter Woche heisst der Hausverein neu Casafair. Wieso die Namensänderung?

Der neue Name sollte prägnanter sein und besser zum Ausdruck bringen, was unser Verein repräsentiert, nämlich einen Verband für Eigentümer, die einen fairen Umgang mit der Gesellschaft und der Umwelt pflegen. Der Name Hausverein war zu unkonkret, häufig hatten die Leute den Eindruck, es handelt sich bei unserem Verein um eine Wohngemeinschaft oder eine Vereinigung von Hausbewohnern. Mit der Namensänderung wollen wir auch unsere Reichweite und Präsenz in der Öffentlichkeit erhöhen und bekannt machen, dass es noch einen zweiten Hauseigentümerinteressensverband gibt, einen, der sich für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Wohneigentum einsetzt. Auch in den Medien ist unser Verband mit seinen fast 4500 Mitgliedern im Kanton Zürich und bald 14 000 Mitgliedern schweizweit noch zu wenig präsent, wenn es um das Thema Wohneigentum geht.

Wer soll bei Casafair Mitglied werden?

Unser Verein vertritt BesitzerInnen von Immobilien, seien das Stockwerkeigentümer­Innen, BesitzerInnen von Einfamilienhäusern oder Vermieter­Innen. Auch einige Genossenschaften sind bei uns Mitglied, und profitieren von den angebotenen Dienstleistungen. Wir vertreten Hauseigentümer, die sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt bewusst sind. Es ist durchaus möglich, auf eine verantwortungsbewusste Art und Weise Eigentümer zu sein. Wir sind der Meinung, dass es unbedingt ein faires Zusammenspiel von VermieterInnen und Mieter­Innen braucht. Von den Privilegien, die man als Eigentümer hat, soll man auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben.

Von welchen Dienstleistungen profitieren die Casafair-Mitglieder?

An erster Stelle der Dienstleistungen steht sicherlich die Beratung, die wir in allen Bereichen, mit denen man als Hauseigentümer in Berührung kommt, anbieten. Das betrifft etwa Auskünfte zum Thema Bauen, Vermieten, Wohnen und Garten, aber auch rechtliche Fragen, z.B. zum Eigenmietwert. Zudem organisiert die Sektion Zürich einmal im Monat eine Veranstaltung, sei es ein Kurs, eine Weiterbildung oder eine Führung zu Themen, die für Eigentümer von Interesse sind.

Welches politische Spektrum ist bei Casafair vertreten?

Wir sind grundsätzlich politisch neutral, im Vordergrund steht unsere Grundhaltung zum fairen Umgang mit Eigentum. Entstanden sind wir 1988 in einem links-grünen Umfeld, in Zusammenhang mit der Stadt-Land-Initiative. Seither haben wir unser Spektrum aber geöffnet und zählen Mitglieder von der AL bis zur FDP, die bei uns aktiv sind.

Sie haben die ökologische Verantwortung angesprochen. Wie wichtig sind Hauseigentümer für die Erreichung der Klimaziele?

Der Gebäudebereich ist verantwortlich für gut die Hälfte des Energieverbrauchs und der CO2- Emissionen in der Schweiz und genau dort sehen wir unsere grosse Verantwortung. Unserer Meinung nach braucht es mehr politischen Willen für eine Veränderung, das beinhaltet einerseits strengere Vorschriften, andererseits ein grösseres Anreizsystem. Das Energiegesetz, das noch unter dem ehemaligen Regierungsrat Markus Kägi ausgearbeitet wurde, war für unseren Geschmack zu minimal, es hätte in Bezug auf den Ersatz von fossilen Heizungen viel restriktiver ausfallen sollen. Casafair hat damals in der Vernehmlassung auch klar Stellung bezogen und sich für einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien eingesetzt. Wir verlangen kein komplettes Verbot von Öl- und Gasheizungen, die Schwelle soll aber höher angesetzt werden. Ausserdem wollen wir ein besseres Angebot an Förderungen für Gebäudesanierungen schaffen, der Umbau der fossilen Heizsysteme zu erneuerbaren Heizsystemen soll vorangetrieben werden, denn für fast jedes Gebäude gibt es eine passende Alternative.

Was für Anreize sollen das sein?

Es braucht sicher noch mehr finanzielle Förderung, da für jede energetisch wirksame Massnahme Investitionen nötig sind. Aus meiner Sicht wäre eine Erhöhung der CO2-Abgabe ideal, weil damit das besteuert wird, was schädlich ist. Ich sehe noch grosses Potenzial bei den privaten Eigentümern, gerade auch bei unseren Mitgliedern. Menschen, die sich grundsätzlich der Verantwortung bewusst sind, sind durchaus bereit, energetische Gebäudesanierungen zu tätigen, wenn die finanziellen Mittel vorhanden sind.

Wie gesagt, ist eine Gebäudesanierung mit Kosten für den Eigentümer verbunden. Steigen damit nicht automatisch auch die Mieten?

Wenn ein Gebäude energetisch verbessert wird, dann kostet es, das stimmt. Auf der anderen Seite sinken aber auch die Nebenkosten, da weniger Energie verbraucht wird. Wir bei Casasfair sind der Meinung, dass die Mieten nach einer Gebäudesanierung um den Betrag steigen dürften, um den auch die Nebenkosten sinken, womit unter dem Strich keine Mehrkosten für die MieterInnen anfallen. Genau diese Grundphilosophie kommunizieren wir auch gegenüber unseren Mitgliedern.

Sie haben vorhin den Eigenmietwert angesprochen. Der Hauseigentümerverband (HEV) setzte sich in der Vergangenheit dafür ein, diesen abzuschaffen. Wie stehen Sie, ebenfalls als Vertreter der Eigentümer, zum Eigenmietwert?

Für mich ist die Abgabe in Form des Eigenmietwertes gerechtfertigt. Besitzt man Kapital und erhält darauf einen Zins, dann muss man diesen versteuern, bei Wohneigentum erhält man den Zins in Form des Wohnens, das sollte ebenfalls versteuert werden. Auf der anderen Seite hat man auch die Möglichkeit, Investitionen am Wohneigentum von den Steuern abzuziehen. Das System des Eigenmietwertes ist also korrekt, teilweise aber dennoch schwer vermittelbar, da Steuern auf etwas bezahlt wird, wo kein Geld geflossen ist. Bei den Vorschlägen um die Abschaffung wurde aber oft der Fünfer und das Weggli verlangt, der Eigenmietwert sollte abgeschafft werden und weiterhin die gesamten Abzüge möglich bleiben. Bei Casafair waren wir immer der Auffassung, dass es einen vollständigen Systemwechsel geben muss, das heisst sowohl der Eigenmietwert als auch die Abzüge sollten gestrichen werden. In der Vernehmlassung zur Gesetzesänderung haben wir bei den Abgaben aber eine Ausnahme im Bereich der energetischen Gebäudesanierungen gefordert. Diese Abzüge sollten weiterhin möglich bleiben, um einen Anreiz zu schaffen. Dürfen auch diese Abzüge nicht mehr getätigt werden, sind wir der Meinung, dass die dadurch anfallenden Mehreinnahmen des Staates in Förderbeiträge fliessen müssten, somit würden energetische Sanierungen nach wie vor über direkte Beiträge gefördert.

Bezahlbare Wohnungen in der Stadt sind nach wie vor eine Mangelware. Welchen Leitsatz vertritt Casafair beim Vermieten?

Unsere Mitglieder sollen ihre Wohnungen zu einem fairen Mietpreis anbieten, dies tun sie in der Regel auch. Als fair erachten wir eine Rendite, die etwas über dem Referenzzinssatz von 1,5 Prozent liegt. Viele Mieten in der Stadt Zürich sind missbräuchlich, in vielen Fällen ist es aber schwierig, das nachweisen zu können, zudem kommt es häufig erst gar nicht zu einer Klage. Wir setzen uns dafür ein, dass der Anteil an fairen Mieten im Gegensatz zu Abzockermieten in den Städten steigt. Dass der Mietwohnungsmarkt derart explodiert, dafür sind sicher auch Private verantwortlich, zu einem grossen Teil aber auch Immobilienfirmen, die eine möglichst hohe Rendite generieren wollen. Die Stadt hält mit dem Drittelziel, das in der Gemeindeverordnung verankern wurde, gegen diese Tendenz, wir wollen ebenfalls einen Beitrag leisten. Es gab bei uns auch schon den Vorschlag, faire Mieten von Privaten mit einem Label zu versehen und an dieses Drittel anrechnen zu lassen. Ich denke aber, dass es politisch nicht sinnvoll ist, das Drittelziel zu relativieren, wir wollen unseren Beitrag im privaten Sektor zusätzlich zum gemeinnützigen Wohnungsbau leisten.

Damit es mehr bezahlbaren Wohnraum gibt, setzt man häufig auf Genossenschaften. Welches Potenzial haben Liegenschaften in privatem Besitz, um mehr Wohnraum zu generieren?

Der Anteil an Privaten am Bauvolumen in der Stadt sinkt im Gegenzug zu institutionellen Anlegern wie Pensionskassen oder Immobilienfirmen, dennoch gibt es noch sehr viele Mehrfamilienhäuser in der Stadt, die in Händen von Privaten sind. Der Richtplan und die Bau- und Zonenordnung (BZO) sehen die primäre Verdichtung vor allem in den städtischen Gebieten vor. Die Stadt Zürich könnte noch einiges mehr an Wohnraum bieten, würden Private ihre Möglichkeiten ausnutzen und ausbauen, ich denke dabei an Aufstockungen, Dachausbauten oder Anbauten. Mit der momentanen Bau- und Zonenordnung wäre es möglich, viele der bestehenden Gebäude zu erweitern. Nach Angaben des Stadtrats André Odermatt hätte die Stadt Zürich noch Ausnutzungsreserven für zirka 50 000 Personen. Damit allerdings auch Menschen mit geringerem Einkommen von dieser Verdichtung profitieren können, braucht es VermieterInnen, die den neu geschaffenen Wohnraum zu fairen Preisen anbieten. Neben dem Ausbaupotenzial kann man als Privatperson in Besitz von Wohneigentum auch mit Untermieten, gerade auch für Studierende oder Flüchtlinge für mehr günstigen Wohnraum und eine bessere Ausnutzung sorgen.

Vor zwei Wochen präsentierte der Kantonsrat Zürich einen Kompromiss zum Mehrwertausgleich. Wie zufrieden ist Casafair damit?

Mit dem ursprünglichen Vorschlag des Regierungsrates waren wir überhaupt nicht einverstanden und forderten einen höheren Mehrwertausgleich sowie mehr Autonomie für die Gemeinden; die Initiative von SP, Grünen und dem Mieterverband haben wir auch unterstützt. Mit dem Kompromiss, der dann vor zwei Wochen gefunden wurde, und mit dem nun bis zu 40 Prozent Mehrwertausgleich möglich ist, sind wir sehr zufrieden. Casafair vertritt die Ansicht, dass Wohneigentum ein grosses Privileg ist, von dem ein Teil an die Gesellschaft zurückgegeben werden sollte. Bei Ein- und Aufzonungen steigt der Wert des Landes, resp. der Immobilie ohne Zutun des Eigentümers, da erachten wir es als fair, dass unsere Eigentümer einen Anteil davon an die Gemeinden abgeben, und dieser dann in die Infrastruktur des Gebiets fliessen kann.

Interview aus P.S. – Ausgabe vom 24. Mai 2019.



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