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1988 wurde der Hausverein Schweiz ins Leben gerufen. Seither verzeichnet er ein stetiges Wachstum. Für 2018 hat er ehrgeizige Pläne. Eine Rückschau samt Ausblick.

Delegiertenversammlung 1998

Der 19. März 1988 war ein trüber Vorfrühlingstag. Im Restaurant Bären im bernischen Frieswil hatte sich – etwas verloren im grossen Saal – eine kleine Schar Leute eingefunden, die den «Verein für sozial- und umweltbewusste Hausbesitzende » gründete. «Wir hatten einen Saal für 60 Leute reserviert, gekommen sind am Ende ein Dutzend», erzählt lachend Rose-Marie Fankhauser, eine der Gründerinnen.

«Es waren gerade genug Leute, um die Chargen eines Vereins zu besetzen», gab ein anderer Mitbegründer, der Architekt Hans Rödlach aus Brugg, 2003 in casanostra zu Protokoll. Der heutige Name «Hausverein Schweiz» stammt übrigens aus seiner Feder.

Rose-Marie Fankhauser, Luzius Theiler und Michael WohlgemuthWider die Boden- und Immobilienspekulation

Der Auslöser, der zur Gründung des Hausvereins führte, war die «Stadt-Land-Initiative gegen die Bodenspekulation». Sie war eine Antwort auf den grassierenden Wildwuchs am Bodenmarkt. «Die Spekulation trieb damals besonders üble Blüten», erinnert sich Luzius Theiler, der eigentliche Vater des Hausvereins. «Es musste etwas geschehen.» Im Vorfeld der Abstimmung im Herbst 1988 wurde die «Stadt- Land»-Initiative heftig angegriffen – als «unschweizerisch und zersetzend» apostrophiert. Speerspitze der rüden Attacken war der Schweizerische Hauseigentümerverband als Sprachrohr der Immobilienwirtschaft.

«Unsere Initiative war damals der Stachel, der mächtig nervte», stellt Theiler rückblickend fest. In der Abstimmung resultierten 30,8 Prozent Ja-Stimmen. Schon bei der Unterschriftensammlung hatte sich gezeigt, dass die Stadt-Land-Initiative bei Hausbesitzern ebenso wie bei Mietern Zustimmung fand. Aus diesem Umfeld rekrutierte sich die Gründergruppe des Hausvereins. «Dass das Land der Spekulation entzogen werden und die Vergabe vermehrt im Baurecht erfolgen sollte, war damals ein zentraler Gedanke», sagt Theiler. Auch das faire Verhältnis von Hausbesitzenden zu Mietern blieb ein wichtiges Anliegen des Hausvereins, bis heute.

Wohnung als Vereinslokal

Luzius Theiler und Rose-Marie Fankhauser prägten als «Powerpaar» während fast zwei Jahrzehnten die Geschicke des jungen Vereins. Der Hausverein hatte sein Zentrum in der Wohnung von Theiler an der Berner Münstergasse. Hier fanden während Jahren die Vorstandssitzungen statt, die jeweils mit einem Teller Spaghetti und einem Glas Roten abgeschlossen wurden.

Im Mitteilungsblatt «aktuell» führte Luzius eine engagierte Feder. Er geisselte darin den Druck zur Marktmiete, trat für den sorgsamen Umgang mit historischer Bausubstanz und eine ökologische Steuerreform ein. Das «aktuell» mauserte sich 1998 zum heutigen Magazin casanostra. Urgestein Luzius hat heute trotz seiner 77 Jahre nichts von seinem Kampfgeist eingebüsst. Er ist nach wir vor Berner Stadtrat und Oppositionspolitiker der Grün-Alternativen.

20 000 Mitglieder angestrebt

30 Jahre nach der Gründung umfasst der Hausverein heute 13 500 Mitglieder in acht Sektionen. Dank den Anstrengungen von Geschäftsführer Jürg Wittwer, treibende Kraft hinter dem modernen Profil des Verbands, entstanden auch in der Romandie zwei Sektionen.

Auch dort will der Verband künftig markant zulegen. Das hat die Delegiertenversammlung des Hausvereins Schweiz im November 2017 beschlossen. Auch die Website wird neu gestaltet, um sie Smartphone- und Tablet-tauglich zu machen. Bereits heute erfolge mehr als die Hälfte der Seitenaufrufe über diesen Weg.

«Der Begriff ‹Verein› wird dem was der Hausverein ist und anstrebt, nicht in jedem Fall gerecht.»

Der Verband sei gesund und verfolge darum ambitionierte Ziele, sagt Wittwer: «Bis in drei Jahren peilen wir die Grösse von 20 000 Mitgliedern an.» Mit einer Wachstumsstrategie soll der Bekanntheitsgrad in den Medien erhöht werden. Diskutiert wird zurzeit auch der Name; «Verein» werde dem, was der Hausverein ist und anstrebt, nicht in jedem Fall gerecht, findet Wittwer. «Wir sind klar ein Verband, und das soll auch im Namen zum Ausdruck kommen.» Auch die Dienstleistungen will man weiter ausbauen. «Gute Beratung ist absolut zentral.» Rund drei Viertel der Anfragen der Mitglieder betreffen Stockwerkeigentum und Vermietung; Wohnungsübergabe, Mietformulare sind immer wiederkehrende Themen. Dagegen sind Anfragen zum Bauen, Umbauen und Sanieren leicht rückläufig.

Delegiertenversammlung 2004

Der Stellenwert des Hausvereins in der politischen Landschaft

Hausvereins-Präsidentin und SP-Nationalrätin Claudia Friedl – seit bald einem Jahr im Amt – definiert die Aufgaben des Hausvereins so: «Die Spekulation ist über all die Jahre hinweg ein ungelöstes Problem geblieben, ebenso die Zersiedelung. Hier wollen wir uns weiterhin engagieren.» Den Hausverein beschäftigen aber auch neue Wohnformen und -modelle. Die Themen Marktmiete und faire Mietpreise, welche sowohl die Bedürfnisse der EigentümerInnen als auch jene der Mietenden abdecken, stünden weiterhin im Fokus. «Ein wichtiges Thema ist ferner die klimarelevante Gebäudesanierung», betont Claudia Friedl. «Da wollen wir unsere Mitglieder noch stärker ermuntern und unterstützen.» Und ein Kernanliegen bleibt: «Wir wollen, dass der Hausverein in Wohnfragen besser gehört wird, weil die sozialen und umweltrelevanten Stimmen auf Eigentümerseite heute fehlen.»

Der Autor

Stefan Hartmann

Stefan Hartmann
Journalist BR

Aus «casanostra» 144

casanostra 144 - Februar 2018

Aufbruchstimmung

Der Hausverein strebt ein kräftiges Wachstum an. Bis in drei Jahren soll der Verband von heute 13 500 auf 20 000 Mitglieder wachsen. Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, wird eine umfassende Wachstumsstrategie umgesetzt. Anlässlich der ausserordentlichen Delegiertenversammlung im November 2017 wurde eine grob skizzierte Wachstumsstrategie beschlossen. Erklärtes Ziel: der Hausverein Schweiz soll kräftig an Mitgliedern zulegen und er soll in der Öffentlichkeit bekannter und besser wahrgenommen werden, um den Verband noch schlagkräftiger und stärker zu machen. Die Wachstumsstrategie wird nun zuhanden des Zentralvorstands ausgearbeitet. Es ist vorgesehen, diesen Prozess von einer verbandsinternen Arbeitsgruppe und einem externen Partner begleiten zu lassen. An der DV im Juni werden die Delegierten über die Zwischenergebnisse informiert. Entscheide fällt die Delegiertenversammlung im November.

Dies sind Ihre Vorteile als Hausvereins-Mitglied:



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