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Solidarpartner beim Mieten

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  Mi, 14.02.2024

Ist das Geld knapp, können Solidarpartner beim Mieten Sicherheit für Vermietende und Mieterschaften gewähren. casanostra hat mit Nadine Felix, Geschäftsleiterin der Stiftung Domicil Wohnen in Zürich, gesprochen.

Casanostra Stiftung Domicil vermittelt Wohnraum an Armutsbetroffene in Zürich. Sind Sie also im direkten Kontakt mit Vermieter*innen und Wohnungssuchenden?

Nadine Felix Ja, selbstverständlich. Wir stehen an der Seite von Wohnungssuchenden, wenn diese nur über knappe finanzielle Mittel verfügen. Mit einer Solidarhaftung geben wir die nötige Rückendeckung, damit Vermieter*innen ruhig schlafen können und die Gewissheit haben, dass die Stiftung Domicil mithilft, falls es finanziell nicht  klappen sollte. Wenn die Miete nicht bezahlt werden kann, schauen wir, was es für Möglichkeiten gibt: Stellen, die allenfalls einspringen können, etwa das RAV, ein  Sozialzentrum oder karitative Organisationen wie die Winterhilfe. Wir vermitteln zwischen den Mietparteien, damit Vermieter*innen auf ihre Rechnung kommen, Mieter*innen  zu einem Zuhause, Kinder zu einer Basis.

Weil in der Stadt der Wohn raum knapp und teuer ist, werden Wohnungssuchende in die Agglo verdrängt, dort ist die Unterstützung nicht gleich gut ausgebaut.

Den Wohnort zu wechseln, ist nicht immer eine Option, da spielen verschiedene Themen rein: Das soziale Netz, das sich Familien aufgebaut haben, auf der einen Seite, die  Möglichkeit, nach einer bestimmten Wohndauer den Schweizer Pass zu beantragen, auf der anderen Seite. Wenn Wohnungssuchende beispielsweise die Miet kaution nicht zahlen können und es keine Unterstützungsmöglichkeiten gibt, drängen sich beispielsweise Kautionsversicherungen auf. Domicil lässt sich auf diese Angebote nicht ein, denn Menschen mit kleinem Budget zahlen hierbei drauf.

Arbeiten Sie auch mit privaten Vermieter*innen zusammen, die nur wenige Wohnungen vermieten?

Wir haben mit allen Typen von Vermieter*innen zu tun. Für uns ist Professionalität wichtig, auch auf Vermieterseite. Was für uns schwierig ist, ist ein Vermieter, der nach vier  Monaten anruft, und sagt, «Sie, die letzten drei Mieten sind nicht bezahlt worden». Für uns ist es wichtig, dass Vermietende das Mietrecht kennen und anwenden. Wenn ein  Mietzins nicht pünktlich bezahlt wird, muss gemahnt werden. So können wir das Thema mit den Mieter*innen angehen und Lösungen suchen. Was raten Sie privaten Vermieter*innen, die an Armuts betroffene vermieten? Der vertragliche Rahmen muss klar definiert sein. Innerhalb dieses Rahmens kann man dann nach Lösungen suchen.

Stellen wie unsere sind natürlich dafür prädestiniert.

Wichtig ist auch, dass Regeln klar kommuniziert werden. Für Mietende, die ihr Leben lang in der Schweiz gewohnt haben, sind die Gepflogenheiten völlig klar. Im interkulturellen Kontext ist das manchmal alles noch neu, man ist sich gar nicht bewusst, was erwartet wird und was nicht. Wir beschäftigen deshalb nebst Immobilienbewirtschafter*innen auch Sozialarbeiter*innen, um Wohnkompetenzen, gerade auch in einem laufenden Mietverhältnis, zu vermitteln.

Sie reden also über Migration.

Genau.

Ein ausländischer Vor oder Nachname ist auf Wohnungssuche bekanntermassen kein Vorteil.

Das kann ich klar unterstreichen. Wir unterstützen grösstenteils Personen mit  Migrationshintergrund. Ein Netzwerk ist auf dem Wohnungsmarkt immer noch der wichtigste Faktor. Dass man jemanden kennt, der jemanden kennt, der gerade zügelt, ist  ein Erfolgsfaktor.

Ich habe den Eindruck, die Stiftung Domicil ersetzt oder schafft diese Netzwerke, die je nachdem Zuzüger*innen nicht haben. Das ist genau unsere Rolle. So kann man das  am besten beschreiben. Das Networking, das Pflegen der Kontakte, immer und überall unsere Sache bekannt machen, Leute inspirieren, dass sie mit uns risikofrei etwas  Gutes tun können mit der Vermietung, das ist unser Auftrag.

Nadine Felix
Geschäftsleiterin von Domicil

Die Stiftung Domicil ist seit dreissig Jahren Ansprechspartnerin für Vermietende und sozial, wirtschaftlich oder kulturell benachteiligte Menschen auf Wohnungssuche.

Interview: Nadim Chammas

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