Baubiologen preisen die Schafwolle als gesunden, natürlichen Dämmstoff mit vielen Vorteilen. Doch es kommt auch darauf an, dass man die Wolle richtig verarbeitet und die umgebenden Bauteile anpasst.
Heute sind immer mehr wohngesunde Materialien gefragt – die Wolle der Schafe gehört der vielen guten Eigenschaften wegen zweifellos dazu: Eine Dämmung aus Schafwolle hat nicht nur einen hohen Wärmedämmwert, sondern verhindert auch die Bildung von Kondenswasser.
Reine Schafwolle kann bis zu 40 Prozent des Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und später wieder abgeben. Sie wirkt ausserdem schalldämpfend und kann sogar Schadstoffe binden. Schafwolle eignet sich zum Sanieren von Wohnungen, deren Bewohner allergisch auf künstliche Baustoffe reagieren. Sie ist etwas teurer als herkömmliche Materialien zur Wärmedämmung, aber im Einbau nicht unbedingt anspruchsvoller.
Wolle natürlich aufbereiten
«Was den Körper wärmt, isoliert auch das Haus», hat sich Baubiologe Werner Büchel in Sennwald vor zwanzig Jahren gesagt. Er hat eine Methode gefunden, eine Wärmedämmung aus Schafwolle ganz ohne synthetische Stoffe herzustellen: Zuerst wird die Wolle schonend gewaschen, so dass das Lanolin, der natürliche Schutz der Wolle vor Feuchtigkeit, nicht ganz ausgewaschen wird. Dann kommt sie in ein Wasserbad mit Borsalz oder Harnstoffderivaten.
Diese für den Menschen unbedenklichen Stoffe schützen die Wolle vor Motten und anderen Insekten. Eine altertümliche Maschine, die Karde, verarbeitet schliesslich die aufgelockerte Wolle zu Vliesen, die sich fast so weich anfühlen wie Watte. Werner Büchel Büchel und sein Sohn Christian vertreiben solche Vliese im Unternehmen LanaTherm Naturbaustoffe.
Atmungsaktive Baumaterialien
Damit die Vliese im Fachwerk nicht nach unten rutschen, fixiert man sie mit Hilfe von Leisten, Klammernägeln oder Drahtgittern. So hat die Wollfaser genügend Spielraum, um zu «atmen». Wenn die Luft feucht ist, dehnt sich die Wolle aus und nimmt Wasser auf; wird die Luft trocken, zieht sich die Wolle zusammen und gibt das Wasser wieder ab.
Damit sich die Schafwolle überhaupt auf das Raumklima auswirken kann, müssen auch die umgebenden Baumaterialien stimmen. Plastik als Dampfsperre über der Wolle würde verhindern, dass die Wolle atmet. Ein Windpapier aus Wolle und Altpapier wirkt wie eine Windjacke; sie schützt vor Zugluft, aber ist diffusionsoffen», das heisst atmungsaktiv. Auf diese Art lassen sich Schimmelpilze in Wänden verhindern, die nur bei «eingesperrter» Feuchtigkeit entstehen.
Schafwolle bindet Wohngifte
Um die für das Bauen relevanten Eigenschaften der Wolle mit anderen Baustoffen vergleichbar zu machen, liess Büchel seine Produkte bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) staatlich testen. Resultat: Schafwolle ist auch ohne chemische Zusätze schwer brennbar, und selbst wenn es zu einem Brand kommt, entwickelt sie keine giftigen Gase. Wolle bindet sogar Schadstoffe und wird deswegen zur Sanierung von bestehenden Räumen eingesetzt, in welchen Formaldehyd und Ozon aus den Wänden, Decken oder Böden in den Wohnraum dringen.


