«In unserem Innenhof spielen am Wochenende immer die Kinder draussen und sind dabei extrem laut. Ich möchte mich im Innenhof aber entspannen können, was wegen des Kinderlärms nicht geht. Ich habe bereits einen Zaun gebaut, was aber leider nicht geholfen hat. Was soll ich tun?»
Das direkte Wohnumfeld ist einer unserer wichtigsten Lebensräume. Die Gestaltung und die Nutzung dieser meist privaten, oft aber auch (halb-)öffentlichen Bereiche hat einen direkten Einfluss auf die Wohn- und Lebensqualität und gewinnt mit zu- nehmender Verdichtung an Bedeutung. Vermehrt sind daher Nutzungskollisionen, wie sie sich in der Einstiegsfrage offenbaren, Thema vielfältiger Konflikte. Konflikte entstehen oder verschärfen sich, wo unterschiedliche Nutzungsbedürfnisse aufeinander- prallen und gemeinsame Gespräche fehlen, stagnieren oder nicht zu Lösungen führen, mit denen sich die Parteien identifizieren können.
Es hat sich bewährt, bestehenden oder zukünftigen Konflikten mittels Mediation zu begegnen. Die Möglichkeiten derartiger Mediationen sind mannigfaltig: Bildung von Arbeitsgruppen mit Anwohnenden, die gemeinsam nach Lösungen suchen, Runde Tische, an denen auch Vertreter der Liegenschaftsverwaltungen und anderer Institutionen (z.B. Mieterverband) vertreten sind oder auch proaktive, partizipative Beteiligung der Nutzenden, um Bedürfnisse und Erwartungen im Vorfeld zu klären.
In der dargestellten Situation half der Beizug einer Mediatorin. Durch die Bedürfnisermittlung unter den Parteien wurde klar, dass den Kindern der Umgebung ausserhalb des Innenhofes geeignete Spielräume fehlten, weshalb sich alle im besagten Innenhof trafen. Die Mediation ermöglichte das gegenseitige Verständnis und setzte die gegenseitige Verständigung wieder in Gang. Gemeinsam wurde nach Lösungen gesucht, hinter welchen alle stehen konnten und welche die Lebens- und Wohnqualität aller nachhaltig verbesserten.
Der Zaun konnte entfernt werden, die Kinder erhielten bessere Spielmöglichkeiten an weniger lärmempfindlichen Orten und wurden für die Ruhebedürfnisse der Anwohnenden sensibilisiert.

Katja Reichen
Mediatorin Casafair
Aus «casanostra» 161



