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Keine Chance dem Schimmel

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  Do, 03.09.2020

Schimmelpilze in Wohnräumen beeinträchtigen die Gesundheit und schädigen die Bausubstanz. Um Schimmel nachhaltig zu bekämpfen, muss man wissen, was Pilze zum Leben benötigen und wie man ihnen ihre Lebensgrundlage entziehen kann.

Pilze kommen vor allem im Boden und im Wald vor, wo sie sich von organischem Material ernähren. In der Natur sind Pilze sehr nützlich, um totes Material zu zersetzen, aber im Wohnbereich sind sie nicht gerade erwünscht. Das, was man an den Wänden sieht, sind die Sporen des Pilzes. «Es sind seine Blüten», verbildlicht es Lisa Rotach, Malerin und Baubiologin. So schön das klingt, für die Menschen sind sie eine Gefahr. Gelangen die Sporen über die Luft in die Atemwege, können sie allergische Reaktionen in Nase, Rachen und Bronchien auslösen – zum Beispiel in Form von Schnupfen, Husten, Atemnot und geschwollenen Augen. Sie können sogar Lungenentzündungen auslösen. Aufpassen müsse man vor allem in Schlaf- und Kinderzimmern, warnt Rotach.

Pilz braucht Nahrung und Feuchtigkeit

Voraussetzung, dass der Pilz leben kann, ist erstens, dass Nahrung vorhanden ist. Diese findet er überall dort, wo organische Substanz vorhanden ist, zum Beispiel in Holz, Textilien oder in Lebensmitteln. Doch auch Kunststoffe, Putze und Farben können organische Substanzen aufweisen, nämlich Kohlenstoffmoleküle aus der Erdölraffination. Die zweite Voraussetzung ist stetige Feuchtigkeit. Im Wohnbereich kommen Schimmelpilze vor allem an schlecht isolierten Aussenwänden vor, da sich dort Kondenswasser bildet. Besonders betroffen sind Ecken, wo wenig Luft zirkuliert und die Wände deswegen immer etwas feucht bleiben. Schimmelpilze können auch nach Wasserschäden auftreten, wenn Boden und Wände nicht gut austrocknen.

Räume nicht versiegeln

Häufig trifft die Baubiologin Schimmelpilze in Räumen an, die zweckentfremdet sind. Etwa wenn ein ehemaliger Keller in einen Fitnessraum umgebaut wurde. Oder wenn bei älteren Häusern neue Fenster eingebaut wurden oder die Wände mit Kunststoffanstrichen, zum Beispiel Acryldispersionen, gestrichen wurden. Die Räume wurden oft so dicht gemacht, dass die Feuchtigkeit nicht entweichen kann. Ausserdem bieten die Kunststoffanstriche – wie oben erwähnt – Nahrung für den Schimmelpilz. Indem man stärker heizt, macht man die Sache nur schlimmer, denn dann vergrössert sich der Temperaturunterschied zwischen Aussen- und Innenwänden und es bildet sich noch mehr Kondenswasser. Die Raumtemperatur sollte zwischen 18 und 24° C liegen, empfiehlt Rotach. Für den Menschen ideal sei eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent.

Lässt man Fenster gekippt, dann führt das nicht nur zu grossen Wärmeverlusten, sondern es können sich schwarze Flecken an den Aussenwänden über den gekippten Fenstern bilden. Die warme, feuchte Innenluft kondensiert an der Fassade und es entwickeln sich Algen und Pilze.

Vorsicht beim Entfernen des Pilzes

Kleine Befallsflächen bis zu etwa einem halben Quadratmeter Grösse lassen sich oft mit einfachen Mitteln sanieren. Als erstes sprühe man den Pilz mit einem Schimmelentferner ein, lasse ihn einwirken und wasche ihn dann mit Schwamm und Wasser ab. «Keine chlorierten Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel Javelwasser verwenden», betont Lisa Rotach. Javelwasser bleicht den Pilz nur, aber entfernt ihn nicht. Danach die gereinigten Stellen mit einem langfristig wirkenden «Pilz-Stopp» besprühen. Rotach empfiehlt, für diese Arbeiten eine Staubfiltermaske, Handschuhe und eine Schutzbrille zu tragen. Einerseits wegen der Sporen, aber auch wegen der stark alkalisch wirkenden und Haut verätzenden Anti-Pilzmittel, die einen pH-Wert von 13 bis 14 aufweisen. Oft lässt sich durch diese Behandlung in Kombination mit regelmässigem Lüften einiges erreichen. «Stoss-Lüften», empfiehlt Rotach, das heisst, die Fenster für drei bis vier Minuten ganz öffnen. Vor allem im Winter funktioniert das gut, denn je kälter, desto trockener ist die Luft. Beim Erwärmen kann sie viel Feuchtigkeit aufnehmen.

Sind die befallenen Flächen grösser als ein halber Quadratmeter, sollte man eine Fachperson beiziehen, empfiehlt die Baubiologin. Der Pilz befindet sich nämlich nicht nur auf der Oberfläche, sondern zum grössten Teil im befallenen Material. Er bildet dort ein Geflecht aus Zellfäden, das man als Myzel bezeichnet. Meistens ist es angezeigt, die wasserundurchlässige Oberschicht der Wände oder der Decke abzutragen und einen neuen Überzug mit Materialien aufzutragen, die keine organischen Stoffe enthalten und schnell wieder trocknen.

Lehm- und Kalkputze sorgen für ein gutes Raumklima

Lehm wirkt ausgleichend auf das Raumklima, absorbiert Wasser aus der Luft, wenn diese feucht ist, und gibt das Wasser wieder in den Raum ab, wenn die Luft trocken ist. So bleibt die Luftfeuchtigkeit im optimalen Bereich. Die Nasenschleimhäute trocknen weniger aus, ihre Schutzfunktion vor Krankheitskeimen und Staubpartikeln bleibt erhalten. Lehm neutralisiert ausserdem unangenehme Gerüche und absorbiert Schadstoffe. Auch Kalkputze wirken ausgleichend auf die Raumfeuchtigkeit. Diese sind nicht nur anorganisch, sondern auch alkalisch. Neben Lehm- und Kalkputzen sind Wandkonstruktionen mit Lehmbauplatten empfehlenswert, mineralische Isolier- oder Sanierputze, Kalziumplatten oder Multiporplatten, letztere sind auch unter dem Namen Ytong bekannt.

Die richtigen Mineralfarben wählen

Putz kann nur dann «atmen», wenn die Deckfarbe offenporig bleibt. Dafür sind Kalk-, Lehm- und Mineralfarben geeignet. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass die Farben möglichst keine Bindemittel mit organischen Bestandteilen enthalten, denn davon ernähren sich die Pilze. Empfehlenswert ist es, sich von einer Fachperson beraten zu lassen, da für einen Laien nicht immer ersichtlich ist, wie viel organische Substanz in der Farbe enthalten ist. Kunststoffanstriche eignen sich wegen ihrer organischen Zusammensetzung nicht für Innenanstriche.

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Der Autor

Michael Götz
Journalist

Aus «casanostra» 157

casanostra 157 - September 2020

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