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Effizient sanieren, aber wie? Kristina Orehounig sortiert mit ihrem Forscherteam Gebäudetypen in der Schweiz.

Effizient sanieren

           

  Do., 18.11.2021

Effizient sanieren: Wie erhöht die Schweiz mittels Fördermassnahmen die Sanierungsquote, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen? Eine Forschergruppe an der EMPA ist dieser Frage nachgegangen und hat dafür grosse Datenmengen untersucht.

Die Sanierungsquote in der Schweiz verharrt bei mageren 1 Prozent pro Jahr. Fahren wir in diesem Tempo weiter, wird es 100 Jahre dauern, bis der Gebäudestand im Land durchgehend erneuert ist. Und erneuern müssen wir, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. Denn der Gebäudepark in der Schweiz verursacht über einen Viertel der inländischen CO2- Emissionen und mehr als einen Drittel des Energieverbrauchs. Die Mittel wären vorhanden: Der Energieverbrauch der Häuser kann mit den heute verfügbaren Technologien um fast die Hälfte gesenkt werden. 77 Prozent der Gebäude in der Schweiz werden elektrisch, mit Öl oder Gas beheizt. Jetzt geht es darum, dort anzusetzen, wo die Erfolgsaussichten am grössten sind. Forscherinnen und Forscher der ETH, der EMPA und der Hochschule Luzern gingen der Frage mit der Hilfe von statistischen Modellen und dem Zugriff auf grosse Datenbanken, unter anderem auf das Schweizerische Gebäude- und Wohnungsregister, das Schweizerische Unternehmensregister und auf den topografischen Datensatz swissBUILDINGS3D von Swisstopo nach.

Erklärtes Ziel der 2019 veröffentlichten Studie von Kristina Orehounig ist, die wissenschaftlichen Grundlagen für die nächsten Muster-Energievorschriften der Kantone, besser bekannt als MuKEn: 20XX, bereitzustellen. Klar ist: Weiter wie bisher funktioniert nicht. Die MuKEn:2014 verfehlen, selbst bei flächendeckender Umsetzung, das CO2-Ziel der Energiestrategie 2050 um 30 Prozent.

Auf das Gebäudealter kommt es an

Es kommt auf das Alter der Gebäude an, welche Massnahmen als erste am meisten Einsparungen bringen. Bei alten Häusern ist die Sanierung von Fenstern und Dächern sinnvoll. Dadurch lassen sich 20 bis 30 Prozent der Heiz- und Kühlenergie einsparen. Bei neueren Bauten sollen fossile Heizungen ersetzt werden: Holzheizungen und Wärmepumpen sind gemäss einer Simulation die Heiztypen, welche am besten abschneiden. Auf die Studie angesprochen, betont Casafair-Energieberater Andreas Edelmann: «Der fossilfreie Betrieb ist der wichtigste Aspekt und auch der dringendste bei der Energiewende. Das wollte schon das CO2-Gesetz und will auch das Zürcher Energiegesetz, über das wir im November abstimmen.»

Fossilfreier Betrieb besonders wirksam und einfach umzusetzen

Klar wird, dass ohne politische Massnahmen für die Gebäude die Klimaziele nicht erreicht werden können. Welche Massnahmen möglich und nötig sind, um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, diskutierten Fachleute in Energie- und Gebäudetechnik der Hochschule Luzern. Der Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen kommt dabei am meisten in den Massnahmepaketen vor und wird als besonders wirksam und leicht machbar eingesetzt. Kontrovers verlief die Diskussion um Gebäudehülle-Massnahmen. Die Fachgruppe schlägt eine wirtschaftliche Aufwertung der Gebäudehülle vor und einen tieferen Dämmwert, als bisher vorgeschrieben ist. Die Energieeffizienz der einzelnen Gebäude wird der bei tieferen Anforderung nicht komplett ausgeschöpft. Aber mit weniger ambitionierten Anforderungen soll die Gesamterneuerungsrate steigen; auf den gesamten Gebäudepark bezogen wird die Energieeffizienz verbessert. Und darauf kommt es schliesslich an.

Aus «casanostra» 163

Cover von casanostra 163 | November 2021

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Nadim Chammas
Redaktor «casanostra»

Studie der Empa zur Wirkung von technischen Regulierungen in der Transformation des Gebäudeparks und deren Integration in das zukünftige Energiesystem.

Portia Murray, Julien Marquant, Mathias Niffeler, Georgios Mavromatidis, Kristina Orehounig, Optimal transformation strategies for buildings, neighbourhoods and districts to reach CO2 emission reduction targets, Energy and Buildings, Volume 207, 2020. https://doi.org/10.1016/j.enbuild.2019.109569

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