Energiefachmann zum CO2-Gesetz – Casafair

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Ener­gie­fach­mann zum CO2-Gesetz

Ener­gie­ex­perte Andreas Edel­mann erklärt, wie das revi­dierte CO2-Gesetz künf­tig auch im Gebäu­de­be­reich Emis­sio­nen ver­rin­gern wird und warum Hauseigentümer*innen davon pro­fi­tie­ren können.

Warum ist der Gebäu­de­sek­tor so wich­tig beim Klimaschutz?

Der Gebäu­de­be­reich spielt eine grosse Rolle im Kli­ma­schutz. Ein Vier­tel der Schwei­zer CO2-Emis­sio­nen wer­den durchs Hei­zen gene­riert. Wenn man die graue Ener­gie dazu zählt, das heisst, die Emis­sio­nen, die beim Erstel­len von Gebäu­den ent­ste­hen, ist die Belas­tung noch höher. Darum ist die Reduk­tion hier sehr wir­kungs­voll und im CO2-Gesetz ent­spre­chend vorgesehen.

Warum soll­ten Haus­ei­gen­tü­me­rin­nen und Haus­ei­gen­tü­mer Ja zum CO2-Gesetz sagen?

Als ver­ant­wor­tungs­volle Hauseigentümer*innen kön­nen und wol­len wir einen Bei­trag zu einem bes­se­ren Klima und zu einer bes­se­ren Umwelt leis­ten. Was wol­len wir unse­ren Kin­dern und Enkel*innen hin­ter­las­sen? Ein schö­nes Haus alleine reicht nicht. Es geht darum, dass wir den zukünf­ti­gen Gene­ra­tio­nen eine Welt hin­ter­las­sen, die noch lebens­wert ist und ein Klima, das ver­träg­lich ist.

Wo setzt das revi­dierte CO2-Gesetz im Gebäu­de­be­reich an?

Das Gesetz baut die bestehende Len­kungs­ab­gabe aus. Das heisst, je mehr Heizöl oder Erd­gas wir ver­brau­chen, desto mehr Abga­ben fal­len an. Zusätz­lich sieht das CO2-Gesetz ab 2026 einen Grenz­wert für den maxi­ma­len Ver­brauch vor. Je nach­dem, wie sich die CO2-Emis­sio­nen ent­wi­ckeln, wird der Grenz­wert wei­ter ver­schärft. Um die­sen Wert zu errei­chen, muss die Wär­me­däm­mung ver­bes­sert wer­den. Der nächste Schritt ist das Umstel­len von einer fos­si­len Hei­zung auf erneu­er­bare Energie.

Wie funk­tio­niert diese Lenkungsabgabe?

Jeder Liter Heizöl, jeder Kubik­me­ter Erd­gas wird mit der CO2-Abgabe belas­tet. Das Geld ist keine Steuer. Es geht nicht ein­fach an den Staat, son­dern es wird rück­ver­gü­tet. Ein Teil davon fliesst als För­der­gel­der in die ener­ge­ti­schen Sanie­run­gen und ein Teil geht in den Kli­ma­fonds. Aber der grösste Teil davon wird an die Bevöl­ke­rung rück­ver­teilt. Das heisst, alle Per­so­nen erhal­ten über die Kran­ken­kas­sen­prä­mien eine CO2-Rück­ver­gü­tung und die Fir­men über die AHV-Lohnsummen.

Wel­che Alter­na­ti­ven gibt es zu den fos­si­len Heizsystemen?

Eine zeit­ge­mässe Hei­zung ist eine Wär­me­pumpe. Diese kann ent­we­der über eine Erd­sonde betrie­ben wer­den oder über Außen­luft, in spe­zi­el­len Fäl­len auch über See­was­ser oder Grund­was­ser. Wei­ter gibt es Holz­hei­zun­gen, z.B. Holz­pel­let-Hei­zun­gen. Es gibt im urba­nen Raum aber auch diverse Fern­wär­me­an­ge­bote, die mit erneu­er­ba­rer Ener­gie betrie­ben werden.

Müs­sen gemäss Gesetz ab 2026 alle fos­sil betrie­be­nen Hei­zun­gen ersetzt werden?

Wenn die Hei­zung noch läuft und keine Pro­bleme macht, kann sie unbe­schränkt wei­ter­lau­fen. Aber ab 2026 muss bei einem Hei­zungs­er­satz auto­ma­tisch auf erneu­er­bare Sys­teme gewech­selt werden.

Inwie­fern zahlt sich eine ener­ge­ti­sche Sanie­rung aus?

Das Gute ist, dass eine ener­ge­ti­sche Sanie­rung nicht ein­fach ein Muss ist, das der Staat auf­er­legt, son­dern es ist eine Ver­bes­se­rung des Gebäu­des. Es macht das Gebäude zeit­ge­mä­ßer, moder­ner, bes­ser bewohn­bar und kom­for­ta­bler und stei­gert den Wert einer Immobilie.

Ent­ste­hen so für Haus­ei­gen­tü­me­rin­nen und Haus­ei­gen­tü­mer nicht mas­sive Zusatzkosten?

Ein erneu­er­ba­res Heiz­sys­tem ist bei der Anfangs­in­ves­ti­tion teu­rer, dafür fal­len viel weni­ger Heiz­kos­ten an. Die höhe­ren Inves­ti­tion amor­ti­sie­ren sich über die tie­fe­ren lau­fen­den Kos­ten. Im Gesetz ist auch eine Art Här­te­fall­klau­sel vor­ge­se­hen: Wenn aus tech­ni­schen oder wirt­schaft­li­chen Grün­den oder auch wegen Auf­la­gen des Denk­mal­schut­zes die Maß­nah­men nicht umsetz­bar sind, darf wei­ter­hin fos­sil beheizt wer­den. Zudem ist es vor­ge­se­hen, dass aus dem Kli­ma­fonds, der neu geschaf­fen wird, Bei­träge an ein Ener­gie­con­trac­ting gespro­chen wird.

Was ist Energiecontracting?

Damit wird eine neue Hei­zung vor­fi­nan­ziert. Das heisst, der Anbie­ter baut auf eigene Kos­ten eine neue Hei­zung in mein Haus ein. Und ich bezahle dann monat­lich die Rech­nung für den Ener­gie­ver­brauch und zahle die neue Hei­zung über deren Lebens­zy­klus ab. Die Eigen­tü­mer­schaft zahlt den glei­chen Preis wie vor­her, weil die Ener­gie güns­ti­ger ist.

Stei­gen die Mie­ten durch diese zusätz­li­chen Investitionen?

Es ent­steht eine Win-Win-Situa­tion, weil mit erneu­er­ba­ren Heiz­sys­te­men die Neben­kos­ten sin­ken und die Miete dann ent­spre­chend erhöht wer­den kann, um das Heiz­sys­tem zu amor­ti­sie­ren. Unter dem Strich bleibt die Brut­to­miete die­selbe, aber die Umwelt pro­fi­tiert und damit natür­lich wir alle.

Warum set­zen wir nicht ein­fach auf Freiwilligkeit?

Die Erfah­run­gen der letz­ten Jahre, wenn nicht Jahr­zehnte zeigt, dass allein auf frei­wil­li­ger Basis zu wenig pas­siert. Natür­lich gibt es ganz enga­gierte Bau­herr­schaf­ten und auch enga­gierte Fir­men. Es gibt einen Markt für die ganze ener­ge­ti­sche Sanie­rung, aber es nützt nichts, wenn nur 10 Pro­zent ihre ener­ge­ti­sche Sanie­rung umset­zen und vor­bild­lich woh­nen und arbei­ten. Die grosse Breite des Schwei­zer Gebäu­de­parks muss saniert und auf nicht-fos­sil umge­stellt wer­den. Und dazu braucht es eben nicht nur Moti­va­tion und För­de­run­gen, son­dern es braucht auf der ande­ren Seite eben auch einen Schub, eine gesetz­li­che Grund­lage, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich in die rich­tige Rich­tung zu bewegen.



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