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Wirklichkeit statt Homestories

Wer bei Wahlen mit der Unterstützung von Fanatikern rechnet, kalkuliert mit fanatischen Slogans. Im Zeitalter der digitalen Berechenbarkeit ist dies sehr einfach. Im Vorfeld der Bundestagswahlen 2017 waren sieben von zehn Artikel über Angela Merkel «Fake News».

Seither hören wir ständig Entschuldigungen von Zuckerberg et al. – ohne echte Folgen. Verändert hat sich dafür der Qualitätsjournalismus. Der kapriziert sich mehr und mehr darauf, «Fake News» mit empörten FAKE noch weiter zu verteilen oder über die neuste Hochzeit irgendeines Insta-Stars zu berichten.

«Zuviele Selfie-Journalisten, Hashtagpolitikerinnen, Warmwasser-Wahlforscher, Lobby-Politiker und Ego-Kulturschaffende dominieren den öffentlichen Diskurs.»

So wird das natürlich nicht viel mit der Demokratie. Glücklicherweise gibt es in der Schweiz jedoch Föderalismus, Verbände, Vereine und sehr wache Menschen. Die Kleinräumigkeit macht es möglich, dass die meisten Leute die Nominierten persönlich kennen, die sie wählen wollen und dies auch tun. Einzig die grösseren Städte werden zum Medienproblem. Denn erstens kennen die meisten Leute Politiker nur vom Hörensagen und Politikerinnen nur von klischierten Texten und Bildern. Zweitens meinen alle Medien nur dann Auflage zu machen, wenn sie auf Skandale setzen. Dies ist das Gegenteil dessen, was Demokratien brauchen, nämlich: Informationen darüber, wie alle Menschen die Demokratie mitgestalten und das Miteinander sozial, nachhaltig, fröhlich gestalten können. Zuviele Selfie-Journalisten, Hashtagpolitikerinnen, Warmwasser-Wahlforscher, Lobby-Politiker und Ego-Kulturschaffende dominieren den öffentlichen Diskurs und verkaufen diesen fälschlicherweise als «demokratisch». Sogar das Onlinemagazin «Republik» titelt seine Wahlberichterstattung mit «Homestory» mit «Folgen» wie «Black Hawk Down» zu Claudio Zanetti und Nicola Forster. Echt jetzt?

Deshalb: Vertrauen Sie im Wahljahr 2019 eher Ihren Vereinen, Verbänden, guten Sachbuchautorinnen, Freundinnen als dem, was «Medien» als Trend setzen.

Dr. phil /Dipl. Coach Regula Stämpfli ist Politik-Dozentin mit Schwerpunkt Hannah Arendt, politisches Design und Bestsellerautorin. Zu ihren neueren Projekten gehören «Digitale Landsgemeinde» (mit Daniel Huber und Martin Steinmann) sowie «Digitale Demokratie» bei Swissfuture.
www.regulastaempfli.eu

Dossier «Wahlen 2019»

Weitere Beiträge zu den Eidg. Wahlen 2019 finden Sie in unserem Dossier.

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