100 Jahre Proporz – Casafair

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100 Jahre Proporz

Abseits des Wahl­kampf­ge­tö­ses geht schier ver­ges­sen, dass der Natio­nal­rat seit exakt 100 Jah­ren nach dem Pro­porz­sys­tem gewählt wird. Das Wahl­pro­ze­dere für die grosse Kam­mer wurde auf­grund einer Eid­ge­nös­si­schen Abstim­mung im Jahr 1918 geän­dert – sehr zum Miss­fal­len der frei­sin­ni­gen Kräfte und Eli­ten, wel­che sich mit dem bis­he­ri­gen Majorz­ver­fah­ren reich­lich Ein­fluss sicherten.

Den Pro­porz ver­un­glimpf­ten sie als «fremd­län­di­sches Gewächs», schwa­dro­nier­ten von einem «Beu­te­zug gegen die poli­ti­sche Moral und Sicher­heit» und pro­phe­zei­ten «Ver­wir­rung und Anar­chie », sollte die Pro­porz­wahl der­einst Usanz werden.

Nach meh­re­ren Anläu­fen fand letzt­lich eine Eidg. Volks­in­itia­tive der Katho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven (heute CVP) und der SP doch eine Mehr­heit. Das «gerech­tere Sys­tem» des Pro­porz gilt seit 1919 und zer­schlug die abso­lute Mehr­heit des Frei­sinns in der Volks­kam­mer. Pro­fi­tiert haben ins­be­son­dere die SP, wel­che (gleich­auf mit den Katho­lisch-Kon­ser­va­ti­ven) zur zweit­stärks­ten Kraft avan­cierte sowie die Bauern‑, Gewerbe- und Bür­ger­par­tei (heu­tige SVP), die ihre Sitz­zahl von 3 auf 30 steigerte.

Ganz ist der Majorz frei­lich nicht ver­schwun­den: In den Exe­ku­ti­ven sowie bei den Stän­de­rats­wah­len ist die Mehr­heits­wahl auch heute noch gang und gäbe.

Der Autor

Andreas Käsermann

Andreas Käser­mann
Jour­na­list

Dos­sier «Wah­len 2019»

Wei­tere Bei­träge zu den Eidg. Wah­len 2019 fin­den Sie in unse­rem Dossier.

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