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Bequemer und sicherer leben dank Smart Home

Die Verbreitung von Internet und Smartphones bietet die Chance, die eigenen vier Wände dank vernetzter Geräte komfortabler und sicherer zu machen. Wir zeigen, in welchen Bereichen Smart Home sinnvoll ist und wie es älteren Menschen helfen kann, länger selbständig in ihrem Zuhause zu leben.

Lisa und Peter Stählin wohnen seit fast 40 Jahren in einem Einfamilienhaus in der Region Zürich. Seit Kurzem sind die beiden pensioniert und überlegen sich nun, wie sie ihre Wohnsituation in Zukunft gestalten wollen. Natürlich hängen sie an ihrem Heim, in dem sie drei Kinder grossgezogen und viele schöne Momente erlebt haben. Gleichzeitig ist ihnen auch bewusst, dass das selbständige Leben zu Hause mit zunehmendem Alter schwierig wird. Ein Hinweis ihrer Tochter Claudia tönt vielversprechend: Smart Home könne dazu beitragen, den Alltag im Alter einfacher zu bewältigen. Die Stählins wollen es genauer wissen und lassen sich von einem Experten erklären, was es mit Smart Home auf sich hat.

Technik-Wissen ist kein Muss

Der Experte heisst Andrew Paice und leitet das «iHomeLab», eine spezialisierte Forschungseinrichtung der Hochschule Luzern, die sich mit intelligenten Gebäuden befasst. Er rät Einsteigern, nicht gleich mit einem komplexen System zu beginnen. «Wer zuerst einfache Smart-Home-Anwendungen ausprobiert, erhält ein Gefühl dafür, was möglich und sinnvoll ist», erklärt der Experte. Sei man damit zufrieden, könne man in einem zweiten Schritt gemeinsam mit einer Fachperson weitere Anwendungen integrieren und das Eigenheim zu einem richtigen Smart Home ausbauen.

Um Smart-Home-Anwendungen zu nutzen, muss man keineswegs ein Technikfreak sein. Viele sind benutzerfreundlich ausgelegt und können in der Regel intuitiv bedient werden. Und wenn die Technik mal Probleme machen sollte, kann qualifiziertes Fachpersonal weiterhelfen. Technisches Grundwissen hilft aber, wenn man möglichst viel selbst regeln und nicht auf externe Fachleute angewiesen sein will. Technikaffinität ist also ein Plus, aber kein Muss.

Effizienter und komfortabler

Ein Smart-Home-System kann und soll den Wohnkomfort erhöhen, etwa durch eine automatische Steuerung der Raumtemperatur, der Beleuchtung oder gar der Hintergrundmusik. Es vermag aber auch zur Energieeffizienz beizutragen, indem es unnötigen Verbrauch erkennt und minimiert. Ein Beispiel: Bei offenem Fenster wird die Heizung automatisch abgestellt.

Ein Vorteil ist zudem, dass man solche Systeme bequem über eine Fernbedienung oder über das Smartphone steuern kann. So lässt sich zum Beispiel die Heizung vor der Heimkehr aus den Skiferien rechtzeitig wieder hochfahren oder das Licht in verschiedenen Räumen an- und ausschalten, um Einbrecher abzuschrecken.

Sicherheit im Alter

Wie aber kann Smart Home nun das tägliche Leben erleichtern, gerade auch im Alter? Gemäss Andrew Paice steht vor allem der Aspekt Sicherheit im Vordergrund. Smart-Home-Systeme beinhalten beispielsweise Alarmfunktionen, sodass bei einem Sturz oder einer anderen bedrohlichen Situation automatisch Hilfe organisiert wird. «Andere Anwendungen helfen, den Gesundheitszustand eines Menschen zu analysieren und schleichende Veränderungen festzustellen», ergänzt Paice.

Automatisierte Funktionen ersetzen Handgriffe, die für ältere Menschen schwierig auszuführen sind. Präsenz- und Bewegungsmelder etwa beleuchten nachts im richtigen Moment den Weg zur Toilette und schützen so vor dem Stolpern. Und da sich ein Smart-Home-System auch über Sprachsteuerung bedienen lässt, können es Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung ebenfalls nutzen. Experte Paice nennt als weitere Beispiele Anwendungen, die an die Einnahme von Medikamenten erinnern oder die über ein Videogespräch die Kommunikation mit Verwandten und Bekannten vereinfachen. So lassen sich auch bei eingeschränkter Mobilität soziale Kontakte aufrechterhalten.

Vorgehen bei Interesse

Wer sich für ein einzelnes Produkt interessiert, fragt am besten beim Hersteller nach, welche lokalen Partner für die Installation, die Schulung und den Support infrage kommen. Bei kleineren Projekten oder Umbauten können mittlerweile die meisten grösseren Elektroinstallateure die Einrichtung eines SmartHome-Systems übernehmen. Wer ein grösseres Smart-Home-Projekt plant, sollte sich an einen sogenannten Systemintegrator wenden. Mit einer Internetrecherche (z. B. nach dem Begriff «Smart Home» bei Google oder beim Offertenportal www.gryps.ch) erhält man in der Regel gute Suchergebnisse, die eine Auswahl von in der Region ansässigen Anbietern bieten. Es empfiehlt sich bei allen Projektgrössen, die Anbieter nach Referenzobjekten zu fragen.

Auch in älteren Bauten sinnvoll

Die technischen Voraussetzungen für Smart-HomeAnwendungen dürften heute vor allem in Neubauten keine Hürde mehr darstellen. In erster Linie muss eine Vernetzung möglich sein, was durch eine Internetverbindung (drahtgebunden oder drahtlos) sichergestellt wird. Ein Smart-Home-System einzurichten, lohnt sich aber auch in älteren Liegenschaften. Wer eine Sanierung plant, sollte entsprechende Massnahmen prüfen lassen, denn dabei lassen sich bauliche Anpassungen besonders einfach umsetzen. Allerdings können Smart-Home-Anwendungen problemlos auch ohne grössere Sanierung eingebaut werden.

Für Mieterinnen und Mieter oder Stockwerkeigentümerschaften gilt es, beim Einbau von SmartHome-Systemen dieselben Vorgaben wie bei anderen Anpassungen am Gebäude zu beachten. Wer zur Miete wohnt, muss beim Auszug die baulichen Veränderungen rückgängig machen. In einem Gebäude mit Stockwerkeigentümerschaft braucht es bei Änderungen ausserhalb der eigenen Wohneinheit die Einwilligung der Miteigentümer.

Sicherheit beachten

Wie sieht es mit der Sicherheit von Smart Home selbst aus? Muss man Angst vor Hackerangriffen auf sein Smart-Home-System haben? Angst nicht, aber es ist zweifellos wichtig, sich mit Sicherheitsfragen zu beschäftigen. Man sollte sowohl die einzelnen Geräte als auch das Netzwerk, das sie bilden, richtig schützen. Dazu gehören beispielsweise sichere Passwörter, regelmässige Sicherheitsupdates, das Einrichten separater Netzwerke und verschlüsselte Datenübertragung. Zu prüfen ist auch, wo die von einigen Geräten automatisch erhobenen Daten gespeichert werden. Wem das zu technisch und zu kompliziert ist: Natürlich gibt es Fachleute, die diese Aufgaben übernehmen können. Es ist auf jeden Fall ratsam, sich fachliche Unterstützung zu holen, bevor man eine Smart-Home-Anwendung in Betrieb nimmt.

Strahlung ungefährlich

Viele Menschen machen sich Sorgen, dass die Strahlung von Elektrogeräten einen negativen Einfluss auf ihre Gesundheit hat. Bei Drahtlos-Netzwerken (WLAN) ist diese Sorge unbegründet, wie ein Merkblatt des Bundesamts für Gesundheit zeigt. Demnach ist die maximale elektromagnetische Strahlung von WLAN-Geräten sehr klein und nimmt mit zunehmender Entfernung vom Gerät rasch ab. Bereits bei einem Abstand von 20 Zentimetern liegt sie zehnmal und bei einem Meter schon vierzigmal unter dem Gesundheitsgrenzwert. Deshalb sind auch mehrere vernetzte Geräte, wie das bei Smart Home der Fall ist, keine Gefahr für die Gesundheit.

Herausfinden, was nützlich ist

Wie viel oder wie wenig Smart Home den Bedürfnissen entspricht, muss jede und jeder für sich herausfinden. Es lohnt sich auf jeden Fall, mit einer Fachperson die Möglichkeiten zu prüfen. Stählins haben das gemacht und sich vorerst für zwei Smart-Home-Anwendungen entschieden. Ihre Heizung haben sie mit einer smarten Steuerung ausgestattet, sodass sie die gewünschte Temperatur nun jederzeit auf dem Smartphone einstellen können. Da die beiden oft und gerne verreisen, können sie die Heizung nun viel effizienter betreiben und so Energie und Kosten sparen. Auch die zweite Anwendung bietet ihnen viel Komfort und macht Freude: eine smarte Audioanlage. Auf ihrem Smartphone können sie die Lautstärke und die gewünschte Musik wählen. So ist ihr Zuhause nun erfüllt von den Klängen der Beatles, von Francine Jordi oder den Rolling Stones. Heizung und Musik als Anfang – weitere Schritte auf dem Weg zum umfassenden Smart Home könnten bald folgen.

Der Autor

Stefan Hartmann

Stefan Hartmann
Journalist BR

Aus «casanostra» 158

casanostra 158 - Dezember 2020

Smart Home in der Schweiz

Es gibt unzählige Geräte und Anwendungen, die sich im Rahmen von Smart Home einrichten und vernetzen lassen. Werden sie aber in der Schweiz tatsächlich auch genutzt? Aufschluss gibt eine Untersuchung des Handwerkerportals «Ofri». Die Studie zeigt, dass immer mehr Schweizerinnen und Schweizer Smart-Home- Geräte verwenden: Drei von zehn nutzen eine solche Anwendung in ihren vier Wänden. Knapp zwei Drittel der Befragten haben zudem schon von Smart Home gehört. Die Anschaffung eines Geräts plant aber nur jeder Zehnte. Die Studie hat auch untersucht, welche Geräte in Smart-Home-Haushalten ( Haushalt mit mindestens einem Smart-Home-Gerät) hierzulande eingesetzt werden. Am häufigsten werden smarte Beleuchtungssysteme, Musikanlagen, Fernseher, Sprachassistenten und Heizungen eingesetzt. Auch Rollläden, Videoüberwachung, Staubsauger, Alarmanlagen und Türschlösser sind oft Bestandteil eines Smart-Home-Systems.

Quelle: ofri.ch



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